Blaupause


SS 2020

Studierende

Anne-Sophie Krier


Projektbetreuung

Prof. Gabriele Langendorf


Studiengänge

Kunsterziehung


Richtung

Malerei

Anne-Sophie Krier: Blaupause, Abschluss Kunsterziehung 2020, Detail, Foto: Joas Strecker

Eine Blaupause ist die Kopie einer Vorlage, steht aber zudem sinnbildlich für eine Idee, Grundlage oder den Entwurf. Meine Blaupausen werden malerisch umgesetzt. Das Originalmotiv dient als Vorlage für eine systematische Serie in monochromem Blau. Jede Kopie ist Teil eines Ganzen und nur ein Abbild des Originals. Die Kopien ähneln sich stark und können auf den ersten Blick eventuell nicht unterschieden werden. Gleichermaßen steht jedes Bild individuell als Original für sich selbst. Keine Kopie gleicht vollkommen der anderen.

Während der Zeit des Corona-Lockdowns fühlte sich jeder Tag und jede Nacht gleich an. Ich konnte die Tage kaum auseinanderhalten und dennoch hatte ich nicht immer das gleiche getan, sondern jeder Tag unterschied sich in mehr oder weniger kleinen Details von dem vorhergehenden. Das nächtliche Spazieren während dieser Zeit diente mir als Routine, Beruhigung und Ablenkung. Es ging um den Spaziergang um seiner selbst willen. Es ging um die Bewegung an sich, ohne die Verfolgung eines Ziels. Beide Überlegungen übertrug ich auf die Malerei. Statt ein konkretes Werk zu verfolgen, bezog ich den Prozess als wichtigsten Bestandteil in das Werk mit ein. Die Malerei wurde zur Beschäftigung, einem »vor sich Hinmalen« ohne Druck. Es ging um den Prozess - ohne ein konkretes oder vollendetes Bild vor Augen. Die Arbeit bot die Chance, die Möglichkeiten der Malerei, im Rahmen einer farblichen und motivischen Reduktion, immer wieder neu auszuloten und zu erforschen. Welche Aspekte gewannen bei jeder neuen Kopie an Relevanz oder standen im Vordergrund? Welchen Einfluss übten meine persönliche Stimmung, Umgebung und die direkten Eindrücke sowie Beobachtungen der Nachtspaziergänge auf die Bilder aus?

Die Blaupausen können ebenso als Wahrnehmungsvarianten gelesen werden, welche die nächtlichen Phänomene malerisch untersuchen. Der Nachtraum lässt mich anders sehen, sensibilisiert meine Sinne. Vertrautes wird zum Unbekannten und ist doch nicht fremd. Dabei besteht die Nacht in der Stadt nicht aus reiner Dunkelheit und Schwärze, sondern aus vielen Nuancen von Schatten, Licht und Farbe. Motiv und Ursprungswerk verloren währenddessen an Bedeutung, ebenso wie in der Nacht Konturen verschwimmen und ihre Schärfe verlieren. Die Malerei behielt während dieses Vorgangs ihre Lockerheit und den Charakter einer Skizze, der Idee eines Bildes.

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